Mein Schreibprozess 

Wie fängt man eigentlich mit dem Schreiben an? Nun, dafür gibt es wohl mehr als eine Antwort. Ich kann euch nur erzählen, wie das Schreiben bei mir abläuft und vielleicht ist dieser Weg für eine oder einen von euch der richtige – wer weiß? 

Der Start
Manchmal schießen Ideen mir im Alltag in den Kopf – gerne unter der Dusche oder im Auto, also natürlich immer, wenn ich gerade nichts zu Schreiben zur Hand habe. Mit dabei sind oft grobe Dialogfetzen, Konfliktideen, ein außergewöhnliches Setting, eine interessante Hauptfigur, oder eine klare Szene, die spannend zu schreiben wäre. In meinem iPhone habe ich eine prall gefüllte Notizen-App, die ich regelmäßig versorge. Wichtig ist es, ab einem gewissen Punkt zu filtern: welche Szenen oder Konflikte passen zu der Story, die ich als nächstes schreiben möchte – und welche ist das überhaupt? Hierfür nutze ich gerne vor allem eins: mein Bauchgefühl. Ich muss den gewissen Funken spüren und richtig Lust haben, in eine Story abzutauchen, um loszulegen und ihr ein Grundgerüst zu verpassen. Bücher zu schreiben macht super viel Spaß, aber es ist eben auch sehr viel Arbeit und man verwendet viel Gehirnschmalz, bis die ganze Storyline steht, inklusive Höhen und Tiefen und mit Wendepunkten, die nicht jeder sofort kommen sieht. Deshalb mein Tipp an der Stelle: schreibt etwas für das ihr richtig brennt, damit die Flamme nicht nur glüht und schnell erlischt, sobald es schwierig wird. 

Schlüsselszenen und Hauptcharaktere
Sobald ich weiß, welche Story ich als nächstes angehen möchte, bilde ich die grobe Outline und gehe meine Notizen durch. Dabei merkt man meist schon: was passt zu der Geschichte und was nicht? Was würden meine Protagonisten tun oder mögen, was nicht? Ich laufe ab diesem Punkt auch anders durch meinen Alltag. Frage mich beim Kochen: was würde meine Protagonistin abends essen? Kocht sie gerne? Wohnt sie noch zuhause? Von Tag zu Tag bekomme ich über solche Fragen ein klareres Bild von meinen Figuren und dem Setting, das natürlich auch sehr viel mitentscheidet. Ein besonderes Augenmerk lege ich immer auch auf die Konflikte der Story. Wenn ich diese herausgefunden habe, weiß ich meist relativ schnell, was im Endkampf unbedingt passieren muss. Hier hilft es auch, sich die Frage zu stellen: was wäre in der Situation meiner Protagonisten jeweils das Schlimmste, Unglücklichste, was jetzt passieren könnte? Was würde Leserinnen und Leser zum Kopfschütteln bringen? Und genau das schaue ich mir dann genauer an. Schlüsselszenen können wichtige Wendepunkte in der Geschichte sein, sie können auch helfen, etwas aufzudecken oder die Figuren in eine neue Richtung lenken. Diese Szenen zu bestimmen und mir auszudenken macht mir besonders viel Spaß. Sie sind wie Brotkrumen, die man Hensel und Gretel in den Wald wirft. Und im Endkampf müssen die Hauptfiguren dann über sich hinauswachsen, um auch allein aus dem Wald zu finden.
Zurück zum Thema.

Plotten – ja oder nein?
Für mich ein klares: JA! Ich weiß, dass es auch Autorinnen gibt, die frei von der Hand losschreiben und trotzdem Bücher ohne Logiklücken und mit vielen Wendepunkten und Spannung erschaffen. Ich für meinen Teil fühle mich eher verunsichert, wenn ich keine Stichpunkte habe, an denen ich mich entlanghangeln kann. Auch wenn man sagt: „Ich plotte“ kann das vieles heißen. Bei mir bedeutet es, dass ich meine Schlüsselszenen in einen Szenenplan setze, schaue bei wie viel Prozent ich die Szenen jeweils grob benötige und dann werde ich kreativ und fülle die Lücken. Dabei bedenke ich zum Beispiel: was sind die Ziele meiner Protagonistin? Hat sie genug Raum, sich zu entwickeln? Was könnte ihr noch Steine in den Weg legen und wie schafft sie diese aus dem Weg? Wer sind Bezugspersonen und wie begleiten sie die Geschichte? Besonders wichtig ist hier auch, dass man keine eindimensionalen oder absolut klischeehaften Figuren formt. Ein bisschen Klischee kann zwar auch Spaß machen, aber häufig sind diese Charaktere sehr vorhersehbar und machen die Geschichte dadurch langweilig. Ein guter Plot kann dafür sorgen, dass Überraschungen auftauchen, dass genug Wendungen vorhanden sind und dass man das Ziel nicht aus den Augen verliert. Gerade Anfängerinnen und Anfängern würde ich das Plotten immer empfehlen. Es sollte nicht allzu steif angesehen werden, denn manchmal tauchen im Schreibprozess selbst noch viel bessere und ausgefallenere oder zu den Charakteren passendere Lösungen (oder auch Konflikte) auf, die man dann bevorzugt einbaut. Schreiben ist ein Handwerk und vieles lernt man, während man es tut.

Inspirationen für Buchideen 
Sollten Motivations-Lücken auftauchen, oder eine Szene inspiriert mich überhaupt nicht, greife ich gerne zu Pinterest und gebe Suchbegriffe ein, mit der ich meine Figur in der Szene beschreiben würde. Wäre es ein Rockstar, würde ich Music Aesthetic eingeben und schauen, wo ich lande. Ich würde mich durch Songtexte oder Fetzen davon klicken, mir Zitate großer Musiker durchlesen und in ihre bebilderte Welt eintauchen. Wenn das alles nicht hilft, erstelle ich mir gerne Playlists zum Buch, lasse mich von Stimmungen der Lieder mitreißen und schaue nach Songs, deren Text zur Situation meiner Figur passt. Manchmal schaue ich auch YouTube Videos und Vlogs von Persönlichkeiten, die sich in ähnlichen Situationen wie meine Hauptfiguren befinden. Eins dieser Hilfsmittel hilft bislang jedes Mal, wenn mich die Muse mal verlässt. Ein wichtiger Tipp für Schreibneulinge: wenn die Szene geschrieben ist und ihr sie nach mehrfachem Lesen so gar nicht fühlt, wenn sie euch nichts gibt: löscht sie. Die Zeit ist nicht verschwendet, denn ihr habt geübt. Lasst euch davon nicht entmutigen, sondern seht es als Bereinigung des Manuskripts und sprecht vielleicht mit einer Person, der ihr vertraut, über eure Lücke im Manuskript. Manchmal braucht es eine frische Meinung oder eine unvoreingenommene Sicht auf die Dinge.

Das Manuskript ist getippt – und dann?

Dann geht das große Überarbeiten los: ein bis zwei Runden nur für mich, bis ich mich traue es an meine Alpha Readerinnen zu schicken ( drei Mädels deren Meinung ich sehr schätze und die sehr viel lesen, das Genre kennen und gleichzeitig ehrlich aber auch sensibel sind – aka Gold wert!). Nachdem ich ihre Kommentare eingearbeitet habe, geht das Manuskript an eine Handvoll genauso wichtige Testleserinnen. Sie haben meistens noch weitere Anmerkungen und hier erfahre ich dann auch, ob das Einarbeiten und Umstellung nach der ersten Runde gefruchtet hat. Wenn auch hier alles passt, geht das Manuskript in der fertigen Rohversion ins Lektorat und wird vom Verlag auf Herz und Nieren geprüft. Erst im Anschluss daran schicke ich es für die Stil- und Rechtschreib- bzw. Grammatikkorrektur an meine Korrektorin. 

Last but not least: der Buchsatz und die Bestimmung der Kapitelornamente. Hier wird das Buch für euch aufgehübscht und ich füge die Playlist, die Widmung und natürlich die Danksagung mit ein. 

Ich hoffe ich konnte euch hier einen guten Einblick in den Prozess geben, wie aus Notizen ein Plot und daraus ein Buch wird. Falls ihr darüber hinaus Fragen habt: ich spreche über nichts so gern wie über Bücher. Hinterlasst mir gern eine Nachricht über das Kontaktformular oder via Instagram! 

Eure Melina  

IMG_8892
IMG_8174
IMG_9141